Rote Tücher für Polens Schwarze

Auf dem ersten Blick hat Donald Tusk nur gewonnen. Er darf Ministerpräsident bleiben und die Koalition fortsetzen. Auch der Abstand zur stärksten Oppositionspartei ist gleich geblieben - stolze 10 Prozentpunkte. Dass die siegreiche Bürgerplattform (PO) in absoluten Zahlen über eine Million Stimmen verloren hat, mag kaum ins Gewicht fallen, denn alle bisherigen Parlamentsparteien verloren bei gesunkener Wahlbeteiligung mindestens im gleichen Verhältnis. Gäbe es keinen Janusz Palikot, krähte kein Hahn danach.
Doch der holte mit seiner Liste glatte 10 Prozent - über 1,4 Millionen Stimmen. Da unter den 40 Abgeordneten seiner Liste nur Palikot selbst über Parlamentserfahrung verfügt, darf von einer Überraschung gesprochen werden, die in dieser Hinsicht sehr an den Sejm-Einzug der Samoobrona (Selbstverteidigung) im Herbst 2001 erinnert. Doch der Platz der neuen Liste im parlamentarischen Gefüge ist ein anderer. Während Andrzej Lepper mit seiner Samoobrona stets um die Mitte pendelte, mal mehr rechts, mal mehr links, hat Palikot keine Wahl. Er steht mit seinem Angebot im linken Feld, sorgt dort allerdings für größte Unruhe. Denn erstmals seit Bestehen muss der Bund der Demokratischen Linken (SLD) die linke Meinungsführerschaft im Sejm abgeben. Das alleine schmerzt, doch noch mehr die inhaltliche Ausrichtung der Eindringlinge.

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Veröffentlichung/ data publikacji: 18.10.2011